Jetzt wo auch das armenische Weihnachten vorbei ist, kann ich endlich die letzten zwei Wochen zusammenfassen. Wie war es Heiligabend und Silvester im Wohnheim zu feiern und was habe ich während den armenischen Neujahrsfeiertagen gemacht (der 1.-7. Januar)?
In Weihnachtsstimmung zu kommen war dieses Jahr schwerer als sonst, vor allem weil die Armenier Weihnachten erst am 6. Januar feiern und deshalb Deko und Weihnachtssüßigkeiten etwas später in die Läden kommen. Auch der Jerewaner Weihnachtsmarkt war nicht so überzeugend - aber immerhin gab es überhaupt einen! Entlang der zentralen Einkaufsstraße sind etwa 20 Holzhäuschen aufgebaut. Es werden viel Weihnachtsdekoration, Souvenirs und Essen verkauft, und sogar Thüringer Bratwürste (die aber angeblich nicht so gut schmecken wie zu Hause). Schlittschuh fahren waren wir auch!
Für Weihnachten sind ein paar Freiwillige nach Hause geflogen. Mit dem Rest haben wir an Heiligabend zusammen im Wohnheim gefeiert und Wichtelgeschenke ausgetauscht. Jeder hat etwas kleines gekocht oder vorbereitet und so hatten wir ein buntes Buffet!
Am 25. bin ich dann nach Dilidschan gefahren. Dort leben drei andere deutsche Freiwillige, die ich durch meine Mitbewohnerin kennengelernt habe. Sie haben für mich Khinkali gekocht, eigentlich eine georgische Spezialität, und es war fast so, wie wenn ich in Deutschland meine Verwandten zu Weihnachten besuche! 😀
Dilidschan ist eine ziemlich kleine Stadt, die ca. 1 1/2 Stunden nördlich von Jerewan liegt. Ich war dort im Oktober schon mal zum Campen am See Parz (Parz Lich). Da ich die letzte Marshrutka nach Jerewan verpasst hatte (wir dachten, sie fährt um 17 Uhr, aber als wir am Busbahnhof ankamen, standen keine Busse mehr da und der Ticketverkauf war auch schon zu), blieb ich für eine Nacht in Dilidschan und es war wirklich entspannend im Vergleich zu Jerewan, mit dem chaotischen Verkehr und den vielen Menschen.
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Der verschneite Sevansee - auf der Fahrt nach Dilidschan. |
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Dilidschan. Im Hintergrund sieht man die Berge und Wälder, die besonders im Herbst wunderschön aussahen. |
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Der Platz der Republik mit dem großen Tannenbaum. |
Am 2. Januar hat uns Rike, eine Mitfreiwillige, mit nach Nshavan genommen, das ist ein kleines Dorf in der Nähe von Jerewan. Sie kennt dort einige Familien und wir waren bei Karo und Nvard zu Gast. Den Großteil des Besuchs haben wir eigentlich mit Essen verbracht, so wie das immer ist, wenn man eine armenische Familie besucht 😀 es gab natürlich eine Menge Fleischgerichte, wie Dolma (Fleisch in Weinblätter gewickelt - wobei es auch eine vegetarische Version mit Reisfüllung gibt) oder Blini mit Fleischfüllung. Aber es gab auch einige vegetarische "Salate", u.a. mit Bohnen, Roter Beete und Buchweizen, alles typisch armenische Zutaten. Natürlich durften auch Obst, Trockenfrüchte und süße Kuchen nicht fehlen. Karo und Nvard haben auch zwei kleine Söhne. Hovsep, der ältere der beiden, spielte uns ein paar Lieder auf dem Klavier vor und zusammen versuchten wir noch ein armenisches Wissensspiel zu spielen. Es ging darum, Karten mit Geographiebegriffen zu sammeln. Für uns war es vor allem eine gute Lese- und Ausspracheübung - verstanden haben wir nicht so viel bei all den Fachbegriffen. Am Ende durften wir das Haus natürlich nicht ohne eine kleine Tanzeinlage verlassen!
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Buffet bei meiner Arbeitskollegin Nelly. |
Der Abend war wirklich richtig schön und es war gefühlt die halbe Verwandtschaft da! Nellys Tochter, die 20 Jahre alt ist, und ihre beste Freundin, die wirklich gut Englisch kann, da sie die Sprache studiert, Nellys 3-jähriger Sohn, später auch ihr Mann, ihre Schwester und deren Mann, sowie deren Tochter. Erstaunlicherweise konnten fast alle Englisch, sogar die 12-jährige Cousine, und so konnten wir richtige Unterhaltungen führen! Bei Karo und ... war das zum Teil etwas schwer, aber es war auf eine andere Weise lustig und wir konnten ja auch ein bisschen Armenisch üben!
Gestern war dann eigentlich geplant, mal das Wohnheimzimmer aufzuräumen, ein bisschen Armenisch üben, bevor der Unterricht wieder losgeht, usw. Aber dann kam alles etwas anders... Elisa, meine Zimmmermitbewohnerin, war über Weihnachten in Wien und hat von einer armenischen Familienfreundin Geschenke für ihre Verwandten in Jerewan bekommen. Die Großmutter und ihr Sohn wollten am Sonntag vorbeikommen und die Geschenke abholen. Wir haben uns an der Universität getroffen, die direkt neben dem Wohnheim liegt und haben dann noch ein bisschen auf Armenisch geredet - zumindest hat es gereicht, um zu erklären, dass wir hier als Freiwillige arbeiten und neben der Universität leben. Eigentlich hatten wir geplant, die Geschenke zu übergeben und wieder heimzugehen, doch dann meinten die beiden, wir sollen doch mit zum Kaffeetrinken kommen - also fuhren wir spontan mit zu dieser armenischen Familie. Es war ein wirklich schöner Tag! Im Haus angekommen wurde uns direkt wieder Obst und Kuchen vorgesetzt. Dann riefen wir erstmal die Verwandte in Wien per Skype an, damit sie etwas übersetzen konnte. Nach und nach trudelte die ganze Familie ein und die Bald-Schwiegertochter konnte sogar Englisch, was die Kommunikation einfacher machte (aber auch davor haben wir uns ganz gut geschlagen!). Die zwei Kinder waren auch ganz begeistert von uns und schließlich wurden wir sogar zur Hochzeit des Sohnes und der Bald-Schwiegertochter eingeladen... Es ist wirklich unglaublich wie herzlich und gastfreundlich armenische Familien sind! Ein bisschen ist es aber auch unangenehm, wenn sie so viel Essen vorbereiten und immer wieder etwas Neues auftischen. Am Ende haben wir noch Nummern mit der Tochter ausgetauscht und Tatik (armenisch für Oma) meinte zu uns, immer wenn wir vorbeikommen wollen, sollen wir einfach anrufen und dann kochen sie wieder für uns! 😅
Heute war der letzte freie Tag und morgen geht es dann wieder auf die Arbeit, nach über zwei Wochen Pause. Allerdings nur für eine Woche! Dann ist erstmal das Zwischenseminar, wo auch die anderen deutschen Freiwilligen von ijgd nach Jerewan gereist kommen. Danach ist eine Reise nach Tbilisi, die Hauptstadt Georgiens, eingeplant.
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!
Lena
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