Sonntag, 3. März 2019

Halbjähriges!

Ein halbes Jahr ist vorbei und ich hätte keinen besseren Anlass finden können, um all die Blogeinträge aufzuholen, die ich in den letzten 6 Monaten hätte schreiben können... Viel Spaß beim Lesen!

Noch im September bin ich Dank meiner armenischen Freundin an kostenlose Karten für ein Konzert in der Oper gekommen, da eine Freundin ihrer Familie dort arbeitet. Die richtige Opernhalle habe ich leider immer noch nicht gesehen, aber immerhin schon die Konzerthalle im gleichen Gebäude. Ich glaube, es war das erste Konzert mit klassischer Musik, auf dem ich je war, und es war wirklich interessant!

Am 21. September, also nicht mal 3 Wochen nach unserer Ankunft wurde schon der Unabhängigkeitstag gefeiert (2018 der 27.), der der Nationalfeiertag Armeniens ist. Schon Tage vorher wurden gefühlte tausend Banner aufgehängt, entweder mit einer großen 27 oder dem Spruch ("Դու անկախ ես.", gesprochen: „Du ankach es.“ - „Du bist frei.“) Auf dem Republikplatz waren viele Stände mit Essen und traditionellen armenischen Waren und Souvenirs aufgebaut. In der Innenstadt waren verschiedene Bühnen aufgebaut, auf denen den ganzen Tag lang Bands und Tanzgruppen auftraten. Am Abend gab es natürlich noch ein Feuerwerk, das wir von den Kaskaden aus anschauten!

Der Brunnen am Platz der Republik mit den armenischen Farben.



Nach dem Ausflug zum Sevansee im September war das, glaube ich, das erste Mal, dass ich wieder aus Jerewan herauskam. Garni ist ein Tempel, der noch aus der vorchristlichen Zeit stammt, und ca. 45 Minuten Busfahrt von Jerewan entfernt ist. Auf den Bildern sah er sehr viel größer aus, als er tatsächlich ist, das hat mich am meisten überrascht. Aber allein für die Aussicht lohnt sich ein Besuch schon.  



 Dann machten wir uns durch ein Tal auf den Weg nach Geghard, ein Kloster, das nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Allerdings haben wir den Wanderweg irgendwann „etwas“ aus den Augen verloren bzw. bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt einen durchgehenden gibt. Naja, nach einer mühsamen Wanderung über Stock und Stein (und Fluss und Schlamm, in die ich mehrmals reingetreten bin), haben wir uns schließlich entschieden querfeldein zurück zum Highway zu laufen und tatsächlich haben wir es noch nach Geghard geschafft. Am Ende haben wir noch in einem Restaurant in der Nähe gegessen, was eigentlich eine der lustigsten Erfahrungen an diesem Tag war. Damals hatten wir alle noch kaum Armenischkenntnisse, der Kellner konnte aber auch kaum Englisch. Zum Schluss haben manche dann auch zu Zeichensprache gegriffen, um an eine Decke zu kommen (Anfang Oktober wurde es abends schon ziemlich kühl). Da das Restaurant praktisch mitten im nirgendwo lag, haben uns die Mitarbeiter noch ein Taxi gerufen und wir kamen heil wieder im Wohnheim an. Dieser Ausflug ist immer noch eine meiner Lieblingserinnerungen aus diesem Freiwilligendienst :)

Geghard mit den Felsen im Hintergrund.

Und schon das nächste Stadtfest! Nach dem der 27. Unabhängigkeitstag ein eher unspektakuläres Ereignis ist, waren wir wenigstens passend zu einem runden Stadtjubiläum da. Schon im September haben wir Werbung für dieses Fest gesehen, aber der Stadtregierung ist dann wohl kurzfristig eingefallen, dass es vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ist, das Stadtjubiläum eine Woche nach dem Unabhängigkeitstag zu feiern. So wurde „Yerevan 2800“ kurzfristig auf Ende Oktober verlegt. Naja, es war jedenfalls ein interessanter Tag! Wir sind zum ersten Mal nach Erebuni gekommen, der Altstadt Jerewans. Die darf man sich aber keinesfalls wie eine europäische Altstadt vorstellen. Übrig ist eigentlich nur ein großer Hügel mit den Ruinen einer Burg. Man hat aber einen super Ausblick auf den Rest der Stadt! In das zugehörige Museum sind wir an diesem Tag nicht gegangen – das sollte ich mal nachholen. Abends war dann das große Finale am Platz der Republik mit Konzerten und einer Vorführung über die Geschichte der Stadt (auf der Leinwand zu sehen).


Der Ausblick von Erebuni aus.

Die Ruinen in Erebuni.

Irgendwann im Oktober war ich dann auch mit zwei Mitbewohnern campen – am Parz Lich. Das ist ein See in der Nähe von Dilidschan. Die Stadt, die ca. 1 ½ Stunden von Jerewan entfernt und für ihre Wälder bekannt ist. Morgens an einem nebeligen See aufzuwachen hatte schon was 😀


An einem Samstagnachmittag kamen wir dann vom Campen zurück und ich erfuhr, dass die Jungs aus dem Wohnheim sich das Fußballspiel Armenien – Gibraltar anschauen wollten. Was soll man sonst mit einem halben Tag anfangen, an dem man übermüdet vom Campen zurückkommt? Also bin ich kurzerhand mitgegangen. Armenien hat damals leider verloren, obwohl Gibraltar wortwörtlich nur eine handvoll Unterstützer hatte. Eine sehr lustige Erfahrung... 😀


Die Mutter Armenien, im Siegespark, wo der Sieg im zweiten Weltkrieg und dessen Soldaten gefeiert werden – inklusive kleiner Panzerausstellung und Sowjet-Freizeitpark für Kinder (das Riesenrad sind wir trotzdem gefahren).



November war für mich der Monat der kostenlosen Filme. Im Moscow Cinema wurden 1 ½ Wochen lang kostenlos europäische Filme gezeigt im Rahmen eines Filmfestivals. Generell habe ich in meinem Leben noch nicht so viele kostenlose bzw. günstige Filme gesehen. Im TUMO Center wird jeden Freitag ein kostenloser Film gezeigt. Das ist ein Lernzentrum für armenische Jugendliche und Kinder, das von einer Diaspora-Familie aus Amerika gesponsert wird. Auch von der deutschen Botschaft, dem Goethe-Zentrum und einem Café, das viele Reisende besuchen, werden solche Filmabende angeboten. Jetzt im Winter, wo es keine kostenlosen OpenAir-Konzerte mehr gibt, ist das eine super Abwechslung und es werden z.T. wirklich neue Filme gezeigt!

Mit meiner Zimmermitbewohnerin Elisa :)

Hier ein kleiner Sprung, denn über Weihnachten habe ich ja berichtet. An meinem Geburtstag Ende Dezember war ich mit meiner Zimmermitbewohnerin in Khor Virap, eines der bekanntesten Klöster und ein beliebtes Postkartenmotiv, da direkt im Hintergrund der Ararat liegt. Die armenisch-türkische Grenze kann man vom Kloster aus auch super beobachten!

Der Ararat ist auf dem Bild leider nicht zu sehen und liegt rechts vom Bild. An dem Tag war es aber sowieso sehr wolkig.

Während den Neujahrsfeiertagen (vom 1.-7. Januar muss niemand arbeiten!) waren wir in Gyumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens. Auch diese Stadt will ich im Sommer unbedingt nochmal besuchen, da während den Feiertagen alle Museen geschlossen waren und die Stadt einfach etwas ausgestorben gewirkt hat. Auch haben wir während der 2 Tage dort dreimal im gleichen Restaurant gegessen, da alles andere zu hatte. Was im Sommer natürlich nicht geht, ist die tolle Schneewanderung, deshalb hat sich der Besuch trotzdem gelohnt! :)

Eine Kirche in Gyumri, die während dem Erdbeben 1988 zerstört wurde und immer noch im Wiederaufbau ist.

Ein Denkmal für die Opfer und Helfer des Erdbebens.

Das ist also die zweitgrößte Stadt Armeniens... ganz schön beschaulich.


Das Kloster, das wir am Ende der Schneewanderung erreichten.

Im Januar hatten wir dann unser Zwischenseminar. Die anderen ijgd-Freiwilligen, die ihren Dienst in anderen osteuropäischen Ländern machen, kamen alle nach Jerewan und zusammen mit den ijgd-Mitarbeitern hatten wir eine produktive Woche, die wir zum Reflektieren und Austauschen genutzt haben. Im Anschluss sind wir mit einer Gruppe von Freiwilligen nach Tbilisi gefahren, die Hauptstadt Georgiens. Dazu will ich auf jeden Fall noch einen eigenen Post schreiben, von daher hier nur eine Übersicht der Stadt:

Tbilisi. In der Mitte sieht man die Peace Bridge und diese merkwürdigen Röhren... ich glaube in einer befindet sich eine Konzerthalle?

Und zu guter Letzt das „Buchstabenland“! Das ist eine Art Monument für das armenische Alphabet und Mesrop Mashtots, dessen Erfinder. Es liegt ganz unspektakulär an einem Highway, aber angeblich war es der letzte Ort, an dem sich Mashtots aufhielt. Wir haben einen schönen Schneetag erwischt und haben uns alle Zeit der Welt gelassen, um mit jedem einzelnen Buchstaben unseres Namens ein Bild zu machen. Hier das Ergebnis:

😀
  

-Kh-, ähnlich wie "ch"
Ich und Mesrop 😀



Tja, und jetzt? Fragt ihr euch, ob ich während diesen 6 Monaten überhaupt mal gearbeitet habe? Dazu will ich bald auch mehr schreiben. Mit diesem Post wollte ich einfach die vielen schönen Erinnerungen nochmal hervorheben. Nicht zu vergessen sind natürlich die vielen schönen Tage und Abende mit meinen Mitfreiwilligen im Wohnheim, bei meiner armenischen Freundin Nora, deren Familie ich besuchen durfte und meinen lustigen Unterrichtsstunden auf der Arbeit, vor allem mit meinen beiden Deutschschülerinnen! :)

Bis bald, Lena.

(P.S.: Klickt die Bilder an für eine größere Ansicht!)

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