Donnerstag, 25. Juli 2019

Workcamp im SOS-Kinderdorf Ijevan

Barev dzes!

Endlich komme ich mal dazu, über das Workcamp zu berichten, das ich im letzten Beitrag schon angekündigt hatte. Vom 12.6.-25.6. verbrachten wir zwei Wochen im SOS-Kinderdorf in Ijevan, eine Stadt im Nordosten Armeniens. Wir, das waren fünf deutsche weltwärts-Freiwillige und drei armenische Freiwillige, die wir zum Teil auch schon kannten. Gemeinsam spielten und bastelten wir mit den Kindern und versuchten unsere große Aufgabe in die Tat umzusetzen: am Ende des zweiwöchigen Camps ein Theaterstück aufzuführen.

Das war gar nicht so einfach, da wir im Voraus noch nicht allzu viel geplant hatten. Wir wussten ja auch nicht genau, wieviele Kinder wirklich da sein würden – insgesamt leben im Dorf 70 Kinder und Jugendliche – und welche Materialien wir haben würden. Schließlich legten wir uns auf “Dornröschen” fest und bauten einige Lieder und Tanzeinlagen ein – mit einigen Kindern übten wir sogar das deutsche Lied zu dem Märchen! Dann mussten wir sie erstmal überzeugen mitzuspielen. Nachdem bis zuletzt immer wieder Schauspieler abgesprungen waren oder ihre Rolle gewechselt hatten, kam das Theaterstück dann tatsächlich zustande! Vor allem Lilit, eine der armenischen Freiwilligen und Camp-Leaderin, steckte viel Arbeit in die Proben, da sie am besten Anweisungen geben konnte und die Kinder auch unter Kontrolle hatte. Wir unterhielten uns zwar alle erstaunlich gut auf Armenisch mit den Kindern, aber die Sprachbarriere machte die Mithilfe bei den Proben doch zu einem Problem. Dafür kümmerten wir uns um die Deko und bastelten unter der Leitung von Hannah Feenflügel, Hörner und Zauberstäbe 😉

Wenn wir nicht gerade mit dem Theaterstück beschäftigt waren, organisierten wir kleine Englischstunden oder flochten Armbänder. Spiele wie Fußball und Badminton kamen auch nicht zu kurz – irgendwann kam man sich dabei aber selbst wie der Spielball vor, wenn einzelne Kinder einen über das Gelände zerrten und versuchten, uns für sich allein zu beanspruchen. In solchen und ähnlichen Situationen haben wir uns schon gefragt, ob wir nicht doch zu unqualifiziert für diese Arbeit sind und manchmal mehr Abstand von den Kindern halten sollten. Viele Kinder, die im Dorf leben, haben eine schwierige Vergangenheit hinter sich oder machen immer noch eine schwere Zeit durch. Sie kamen in das Dorf, weil ihre Familien sich nicht um sie kümmern können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Nicht umsonst gibt es Psychologen vor Ort, die die einzelnen “SOS-Familien” betreuen. Die bestehen aus bis zu 7 Kindern und entweder einer SOS-Mutter und einer SOS-Tante oder einer SOS-Mutter und ihrem realen Ehemann, der jedoch außerhalb des SOS-Kinderdorfs arbeitet und sich nicht hauptsächlich um die Kinder kümmert. Ich war zwar sehr beeindruckt von dem guten Zustand des ganzen Dorfes und es ist sicher eine gute Gelegenheit für viele der Kinder, aber wenn man mit so vielen Geschwistern zusammenlebt, kann ich mir vorstellen, dass einem manchmal eine Bezugsperson fehlt. Aber die können wir natürlich auf keinen Fall ersetzen, wenn wir nur zwei Wochen dort sind. Das alles hat uns schon manchmal nachdenklich gestimmt.

Ich persönlich bin trotzdem froh, bei dem Workcamp mitgemacht zu haben. Vor allem war es eine große Abwechslung zu meinem Arbeitsalltag im Krankenhaus. Die Arbeit mit den Kindern hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht – andererseits war es auch super anstrengend. Nicht nur weil es mit so vielen Kindern natürlich ziemlich laut ist, sondern weil das ständige Armenischreden auch fordernd war. Das war aber auch eine gute Übung! 😃

Am Ende noch ein paar Bilder:



Eure Lena

Dienstag, 11. Juni 2019

Mein Projekt

Hallo!


Jetzt bin ich schon 9 Monate in Armenien und in den wenigen Blogeinträgen, die ich überhaupt geschrieben habe, ging es nie um meine Arbeit. Jetzt wo sich meine Zeit hier dem Ende zuneigt, will ich aber doch mal erzählen, was ich hier mache, wenn ich nicht gerade das Land erkunde. 😉
Ich habe mich ja für das Projekt bei der „Howard Karagyozyan“-NGO angemeldet, die kostenlose medizinische Hilfe für Kinder aus sozial schwachen Familien bereitsellt. Während sich manche meiner Mitfreiwilligen schon mit ehemaligen Freiwilligen austauschen konnten, hatte ich ziemlich wenig Ahnung davon, was ich in Armenien machen würde. Mein Projekt war neu und in der Projektbeschreibung stand, dass ich die NGO vor allem bei Präsentationen, Social Media, usw. unterstützen würde. Aus einem Skype-Interview mit meiner zukünftigen Supervisorin hatte ich außerdem herausgehört, dass ich bei einem Englischunterricht assistieren sollte. 
In der Realität sah das dann so aus: ich glaube, der 6. September war mein erster Arbeitstag. Meine Supervisorin, Anna, und der Fahrer holten mich in der Innenstadt ab und mir wurde erstmal erklärt, was ich denn machen soll. Allerdings verkündete mir Anna auch, dass sie gekündigt hatte und in drei Tagen ihren Arbeitsplatz verlassen würde. Es gab schon eine Nachfolgerin, Irina, die dann meine Supervisorin wurde. Mit ihr organisierte ich besagten Englischunterricht. Wir fuhren zu einem Krankenhaus, dem Arabkir Medical Center, das mit der NGO zusammenarbeitet. Dort sollte ich einen Englischkurs für Kinder organisieren, von denen manche Hörgeräte hätten und die deshalb Patienten der Klinik seien. Zu den besten Zeiten dieses Englischkurses hatte ich immerhin vier Schüler! Der Englischkurs hat mir schon Spaß gemacht, aber vor allem die Kommunikation war am Anfang eine große Herausforderung. Mich hat es auch etwas überfordert, dass ich nicht assistieren musste, sondern meinen eigenen Unterricht organisieren sollte. Die einzelnen Stunden liefen zwar meistens gut, aber ich hatte das Gefühl, dass es insgesamt etwas zusammenhangslos war, da es ja keinen Lehrplan o.ä. gab, an den ich mich hätte halten können.
Eine meiner ersten Unterrichtsstunden mit den Kindern
Nachdem es noch verschiedene kleinere Kurse gab, unter anderem mit einem 3-jährigen Mädchen, dem ich auch Englisch beibringen sollte, bin ich froh, dass mittlerweile nur noch meine zwei Deutschkurse übrig geblieben sind (die Kinder sind jetzt seit zwei Wochen in den Sommerferien). Ich unterrichte einen Arzt des Krankenhauses, der ungefähr bei Level A2/B1 ist, und separat zwei Ärztinnen, die schon wirklich gut Deutsch sprechen. Das hat mich sehr beeindruckt! Wir lesen Texte oder hören sie und sprechen darüber oder machen einfach Grammatikübungen. Mit den beiden Ärztinnen, Ani und Varsine, übe ich aber vor allem das Sprechen und wir reden auch einfach über unseren Alltag, da wir uns trotz Altersunterschied mittlerweile sehr gut verstehen 😃
Jetzt gebe ich also nur noch 4 Stunden Deutschunterricht pro Woche, aber auch sonst hat sich in den letzten zwei Monaten noch ein bisschen was geändert. Früher war ich die meiste Zeit im Büro der „Howard Karagyozyan“-NGO und bin an manchen Tagen mittags ins Krankenhaus gefahren, um den Unterricht zu geben. Am Anfang hatte ich im Büro auch noch ein paar Aufgaben. Manchmal war das, eine Excel-Tabelle zu erstellen, aber einmal durfte ich auch ein paar Flyer designen. Schon im Winter haben die Aufgaben aber immer mehr abgenommen und außer meinen Unterricht vorzubereiten konnte ich nichts mehr machen. Das hat mich wirklich sehr frustriert. Außerdem bekam ich im März wieder eine neue Supervisorin, da Irina auch gekündigt hatte. Hinzu kamen weitere Probleme, z.B. dass es keinen Computer bzw. Raum mehr gab, in dem ich arbeiten konnte.

Im Dezember durfte ich helfen, den Weihnachtsbaum im Büro aufzubauen.
Schließlich ging sogar HUJ auf mich zu und hat das Problem gelöst. HUJ ist die armenische Freiwilligenorganisation, die alle Freiwilligenprojekte koordiniert. Sie haben mich gefragt, ob ich noch zufrieden bin, da sie wohl von meinem Projekt schon gehört hatten, dass es gerade nicht mehr so gut läuft. Ich habe erzählt, dass ich praktisch nichts mehr zu tun habe, und HUJ organisierte ein Treffen mit dem Direktor des Krankenhauses, wo ich den Unterricht gebe. Seit etwas mehr als einem Monat arbeite ich jetzt in der Verwaltung des Krankenhauses und fühle mich hier auch viel wohler als bei „Howard Karagyozyan“!
Neben simplen Aufgaben durfte ich hier zum Beispiel eine Aktion für den Kindertag am 1. Juni dokumentieren – bedeutet, ich bin 3 Stunden mit einer Kamera durch die Hitze gerannt und habe versucht, an den Mengen von Eltern und Kindern vorbei möglichst gute Bilder von den Zauber- und Clownshows zu machen. War aber sehr lustig! 😁

Hier ein paar Eindrücke vom Kindertag im Krankenhaus:

Der Zauberer hatte exotische Tiere dabei...


Meiner Meinung nach die beste Show des Tages 😃 
Die Atmosphäre hier ist auch einfach viel herzlicher und ein bisschen Armenisch kann ich mit meinen neuen Kolleginnen auch sprechen. Leider reichen meine Sprachkenntnisse noch nicht, um Artikel auf der Klinik-Website ins Englische zu übersetzen, aber für Excel-Tabellen und Poster bekleben reicht es immer 😃
Ich bin einfach sehr froh, dass sich in meinem Projekt doch noch so viel getan hat und auch wenn mir jetzt nicht mehr viele Monate bleiben, um die Arbeit im Krankenhaus „zu genießen“, bin ich sehr glücklich. Außerdem kann ich jetzt jeden Tag zu Fuß zur Arbeit gehen – auch wenn das vielleicht bald keine so gute Idee mehr ist: täglich mindestens 30 Grad und wir haben erst Anfang Juni…

Isa hilft beim Batiken!

Ergebnisse vom Kinderschminken
Mit diesen Bildern aus dem Rehabilitation Center verabschiede ich mich erstmal. Letzten Freitag haben wir unsere Mitfreiwilligen Isa und Rike dort in ihrem Projekt bei einer Aktion für den Kindertag unterstützt: Batiken und Kinderschminken! Es war schön, auch mal einen Einblick in ein anderes Projekt zu bekommen. Morgen beginnt außerdem ein zweiwöchiges Workcamp im SOS-Kinderdorf Ijevan, an dem wir teilnehmen werden… Ich werde berichten! 😃
Eure Lena

Sonntag, 3. März 2019

Halbjähriges!

Ein halbes Jahr ist vorbei und ich hätte keinen besseren Anlass finden können, um all die Blogeinträge aufzuholen, die ich in den letzten 6 Monaten hätte schreiben können... Viel Spaß beim Lesen!

Noch im September bin ich Dank meiner armenischen Freundin an kostenlose Karten für ein Konzert in der Oper gekommen, da eine Freundin ihrer Familie dort arbeitet. Die richtige Opernhalle habe ich leider immer noch nicht gesehen, aber immerhin schon die Konzerthalle im gleichen Gebäude. Ich glaube, es war das erste Konzert mit klassischer Musik, auf dem ich je war, und es war wirklich interessant!

Am 21. September, also nicht mal 3 Wochen nach unserer Ankunft wurde schon der Unabhängigkeitstag gefeiert (2018 der 27.), der der Nationalfeiertag Armeniens ist. Schon Tage vorher wurden gefühlte tausend Banner aufgehängt, entweder mit einer großen 27 oder dem Spruch ("Դու անկախ ես.", gesprochen: „Du ankach es.“ - „Du bist frei.“) Auf dem Republikplatz waren viele Stände mit Essen und traditionellen armenischen Waren und Souvenirs aufgebaut. In der Innenstadt waren verschiedene Bühnen aufgebaut, auf denen den ganzen Tag lang Bands und Tanzgruppen auftraten. Am Abend gab es natürlich noch ein Feuerwerk, das wir von den Kaskaden aus anschauten!

Der Brunnen am Platz der Republik mit den armenischen Farben.



Nach dem Ausflug zum Sevansee im September war das, glaube ich, das erste Mal, dass ich wieder aus Jerewan herauskam. Garni ist ein Tempel, der noch aus der vorchristlichen Zeit stammt, und ca. 45 Minuten Busfahrt von Jerewan entfernt ist. Auf den Bildern sah er sehr viel größer aus, als er tatsächlich ist, das hat mich am meisten überrascht. Aber allein für die Aussicht lohnt sich ein Besuch schon.  



 Dann machten wir uns durch ein Tal auf den Weg nach Geghard, ein Kloster, das nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Allerdings haben wir den Wanderweg irgendwann „etwas“ aus den Augen verloren bzw. bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt einen durchgehenden gibt. Naja, nach einer mühsamen Wanderung über Stock und Stein (und Fluss und Schlamm, in die ich mehrmals reingetreten bin), haben wir uns schließlich entschieden querfeldein zurück zum Highway zu laufen und tatsächlich haben wir es noch nach Geghard geschafft. Am Ende haben wir noch in einem Restaurant in der Nähe gegessen, was eigentlich eine der lustigsten Erfahrungen an diesem Tag war. Damals hatten wir alle noch kaum Armenischkenntnisse, der Kellner konnte aber auch kaum Englisch. Zum Schluss haben manche dann auch zu Zeichensprache gegriffen, um an eine Decke zu kommen (Anfang Oktober wurde es abends schon ziemlich kühl). Da das Restaurant praktisch mitten im nirgendwo lag, haben uns die Mitarbeiter noch ein Taxi gerufen und wir kamen heil wieder im Wohnheim an. Dieser Ausflug ist immer noch eine meiner Lieblingserinnerungen aus diesem Freiwilligendienst :)

Geghard mit den Felsen im Hintergrund.

Und schon das nächste Stadtfest! Nach dem der 27. Unabhängigkeitstag ein eher unspektakuläres Ereignis ist, waren wir wenigstens passend zu einem runden Stadtjubiläum da. Schon im September haben wir Werbung für dieses Fest gesehen, aber der Stadtregierung ist dann wohl kurzfristig eingefallen, dass es vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ist, das Stadtjubiläum eine Woche nach dem Unabhängigkeitstag zu feiern. So wurde „Yerevan 2800“ kurzfristig auf Ende Oktober verlegt. Naja, es war jedenfalls ein interessanter Tag! Wir sind zum ersten Mal nach Erebuni gekommen, der Altstadt Jerewans. Die darf man sich aber keinesfalls wie eine europäische Altstadt vorstellen. Übrig ist eigentlich nur ein großer Hügel mit den Ruinen einer Burg. Man hat aber einen super Ausblick auf den Rest der Stadt! In das zugehörige Museum sind wir an diesem Tag nicht gegangen – das sollte ich mal nachholen. Abends war dann das große Finale am Platz der Republik mit Konzerten und einer Vorführung über die Geschichte der Stadt (auf der Leinwand zu sehen).


Der Ausblick von Erebuni aus.

Die Ruinen in Erebuni.

Irgendwann im Oktober war ich dann auch mit zwei Mitbewohnern campen – am Parz Lich. Das ist ein See in der Nähe von Dilidschan. Die Stadt, die ca. 1 ½ Stunden von Jerewan entfernt und für ihre Wälder bekannt ist. Morgens an einem nebeligen See aufzuwachen hatte schon was 😀


An einem Samstagnachmittag kamen wir dann vom Campen zurück und ich erfuhr, dass die Jungs aus dem Wohnheim sich das Fußballspiel Armenien – Gibraltar anschauen wollten. Was soll man sonst mit einem halben Tag anfangen, an dem man übermüdet vom Campen zurückkommt? Also bin ich kurzerhand mitgegangen. Armenien hat damals leider verloren, obwohl Gibraltar wortwörtlich nur eine handvoll Unterstützer hatte. Eine sehr lustige Erfahrung... 😀


Die Mutter Armenien, im Siegespark, wo der Sieg im zweiten Weltkrieg und dessen Soldaten gefeiert werden – inklusive kleiner Panzerausstellung und Sowjet-Freizeitpark für Kinder (das Riesenrad sind wir trotzdem gefahren).



November war für mich der Monat der kostenlosen Filme. Im Moscow Cinema wurden 1 ½ Wochen lang kostenlos europäische Filme gezeigt im Rahmen eines Filmfestivals. Generell habe ich in meinem Leben noch nicht so viele kostenlose bzw. günstige Filme gesehen. Im TUMO Center wird jeden Freitag ein kostenloser Film gezeigt. Das ist ein Lernzentrum für armenische Jugendliche und Kinder, das von einer Diaspora-Familie aus Amerika gesponsert wird. Auch von der deutschen Botschaft, dem Goethe-Zentrum und einem Café, das viele Reisende besuchen, werden solche Filmabende angeboten. Jetzt im Winter, wo es keine kostenlosen OpenAir-Konzerte mehr gibt, ist das eine super Abwechslung und es werden z.T. wirklich neue Filme gezeigt!

Mit meiner Zimmermitbewohnerin Elisa :)

Hier ein kleiner Sprung, denn über Weihnachten habe ich ja berichtet. An meinem Geburtstag Ende Dezember war ich mit meiner Zimmermitbewohnerin in Khor Virap, eines der bekanntesten Klöster und ein beliebtes Postkartenmotiv, da direkt im Hintergrund der Ararat liegt. Die armenisch-türkische Grenze kann man vom Kloster aus auch super beobachten!

Der Ararat ist auf dem Bild leider nicht zu sehen und liegt rechts vom Bild. An dem Tag war es aber sowieso sehr wolkig.

Während den Neujahrsfeiertagen (vom 1.-7. Januar muss niemand arbeiten!) waren wir in Gyumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens. Auch diese Stadt will ich im Sommer unbedingt nochmal besuchen, da während den Feiertagen alle Museen geschlossen waren und die Stadt einfach etwas ausgestorben gewirkt hat. Auch haben wir während der 2 Tage dort dreimal im gleichen Restaurant gegessen, da alles andere zu hatte. Was im Sommer natürlich nicht geht, ist die tolle Schneewanderung, deshalb hat sich der Besuch trotzdem gelohnt! :)

Eine Kirche in Gyumri, die während dem Erdbeben 1988 zerstört wurde und immer noch im Wiederaufbau ist.

Ein Denkmal für die Opfer und Helfer des Erdbebens.

Das ist also die zweitgrößte Stadt Armeniens... ganz schön beschaulich.


Das Kloster, das wir am Ende der Schneewanderung erreichten.

Im Januar hatten wir dann unser Zwischenseminar. Die anderen ijgd-Freiwilligen, die ihren Dienst in anderen osteuropäischen Ländern machen, kamen alle nach Jerewan und zusammen mit den ijgd-Mitarbeitern hatten wir eine produktive Woche, die wir zum Reflektieren und Austauschen genutzt haben. Im Anschluss sind wir mit einer Gruppe von Freiwilligen nach Tbilisi gefahren, die Hauptstadt Georgiens. Dazu will ich auf jeden Fall noch einen eigenen Post schreiben, von daher hier nur eine Übersicht der Stadt:

Tbilisi. In der Mitte sieht man die Peace Bridge und diese merkwürdigen Röhren... ich glaube in einer befindet sich eine Konzerthalle?

Und zu guter Letzt das „Buchstabenland“! Das ist eine Art Monument für das armenische Alphabet und Mesrop Mashtots, dessen Erfinder. Es liegt ganz unspektakulär an einem Highway, aber angeblich war es der letzte Ort, an dem sich Mashtots aufhielt. Wir haben einen schönen Schneetag erwischt und haben uns alle Zeit der Welt gelassen, um mit jedem einzelnen Buchstaben unseres Namens ein Bild zu machen. Hier das Ergebnis:

😀
  

-Kh-, ähnlich wie "ch"
Ich und Mesrop 😀



Tja, und jetzt? Fragt ihr euch, ob ich während diesen 6 Monaten überhaupt mal gearbeitet habe? Dazu will ich bald auch mehr schreiben. Mit diesem Post wollte ich einfach die vielen schönen Erinnerungen nochmal hervorheben. Nicht zu vergessen sind natürlich die vielen schönen Tage und Abende mit meinen Mitfreiwilligen im Wohnheim, bei meiner armenischen Freundin Nora, deren Familie ich besuchen durfte und meinen lustigen Unterrichtsstunden auf der Arbeit, vor allem mit meinen beiden Deutschschülerinnen! :)

Bis bald, Lena.

(P.S.: Klickt die Bilder an für eine größere Ansicht!)

Montag, 7. Januar 2019

(Nachträglich) Fröhliche Weihnachten und ein Frohes Neues Jahr!

Hallo!

Jetzt wo auch das armenische Weihnachten vorbei ist, kann ich endlich die letzten zwei Wochen zusammenfassen. Wie war es Heiligabend und Silvester im Wohnheim zu feiern und was habe ich während den armenischen Neujahrsfeiertagen gemacht (der 1.-7. Januar)?

In Weihnachtsstimmung zu kommen war dieses Jahr schwerer als sonst, vor allem weil die Armenier Weihnachten erst am 6. Januar feiern und deshalb Deko und Weihnachtssüßigkeiten etwas später in die Läden kommen. Auch der Jerewaner Weihnachtsmarkt war nicht so überzeugend - aber immerhin gab es überhaupt einen! Entlang der zentralen Einkaufsstraße sind etwa 20 Holzhäuschen aufgebaut. Es werden viel Weihnachtsdekoration, Souvenirs und Essen verkauft, und sogar Thüringer Bratwürste (die aber angeblich nicht so gut schmecken wie zu Hause). Schlittschuh fahren waren wir auch!


Für Weihnachten sind ein paar Freiwillige nach Hause geflogen. Mit dem Rest haben wir an Heiligabend zusammen im Wohnheim gefeiert und Wichtelgeschenke ausgetauscht. Jeder hat etwas kleines gekocht oder vorbereitet und so hatten wir ein buntes Buffet!


Am 25. bin ich dann nach Dilidschan gefahren. Dort leben drei andere deutsche Freiwillige, die ich durch meine Mitbewohnerin kennengelernt habe. Sie haben für mich Khinkali gekocht, eigentlich eine georgische Spezialität, und es war fast so, wie wenn ich in Deutschland meine Verwandten zu Weihnachten besuche! 😀
Dilidschan ist eine ziemlich kleine Stadt, die ca. 1 1/2 Stunden nördlich von Jerewan liegt. Ich war dort im Oktober schon mal zum Campen am See Parz (Parz Lich). Da ich die letzte Marshrutka nach Jerewan verpasst hatte (wir dachten, sie fährt um 17 Uhr, aber als wir am Busbahnhof ankamen, standen keine Busse mehr da und der Ticketverkauf war auch schon zu), blieb ich für eine Nacht in Dilidschan und es war wirklich entspannend im Vergleich zu Jerewan, mit dem chaotischen Verkehr und den vielen Menschen.

Der verschneite Sevansee - auf der Fahrt nach Dilidschan.

Dilidschan. Im Hintergrund sieht man die Berge und Wälder, die besonders im Herbst wunderschön aussahen.
 Silvester im Wohnheim verlief eigentlich ähnlich wie Heiligabend - es gab ein Buffet, nur kleiner, und wir schafften es, Karaoke zu organisieren! Dann wollten wir von den Kaskaden aus das Feuerwerk anschauen. In mehreren Gruppen fuhren wir also in die Innenstadt und ich schaffte es sogar, dem Taxifahrer auf Armenisch zu erklären, dass er uns an den oberen Teil der Kaskaden fahren sollte - damit wir nicht die unzähligen Treppenstufen noch hochlaufen mussten. Doch oben angekommen merkten wir, dass es einfach viel zu nebelig war, um irgendetwas zu erkennen. Also haben wir uns schließlich (fast) alle beim Platz der Republik getroffen. Nur wenige Minuten vor Mitternacht kamen wir am Platz an, es lief noch eine Ansprache von Nikol Pashinyan und plötzlich war es soweit, es gab ein kleines Feuerwerk, aber keinen Countdown. Irgendwie war alles nicht so spektakulär, wie man das von einer Landeshauptstadt erwartet. Aber immerhin gab es in der Silvesternacht noch Schnee und zwar eine Menge - das war erst der zweite Tag in Jerewan, an dem es richtig schneite!

Der Platz der Republik mit dem großen Tannenbaum.
Jetzt wird es erst richtig spannend! Die armenischen Neujahrsfeiertage - vom 1. - 7. Januar muss fast niemand arbeiten. Im Gegensatz zu deutschen Feiertagen hat man aber trotzdem immer ein paar Läden gefunden, die offen waren, und so war unser panisches Vorratkaufen am 31. etwas unnötig. Aber man kann ja nie wissen.
Am 2. Januar hat uns Rike, eine Mitfreiwillige, mit nach Nshavan genommen, das ist ein kleines Dorf in der Nähe von Jerewan. Sie kennt dort einige Familien und wir waren bei Karo und Nvard zu Gast. Den Großteil des Besuchs haben wir eigentlich mit Essen verbracht, so wie das immer ist, wenn man eine armenische Familie besucht 😀 es gab natürlich eine Menge Fleischgerichte, wie Dolma (Fleisch in Weinblätter gewickelt - wobei es auch eine vegetarische Version mit Reisfüllung gibt) oder Blini mit Fleischfüllung. Aber es gab auch einige vegetarische "Salate", u.a. mit Bohnen, Roter Beete und Buchweizen, alles typisch armenische Zutaten. Natürlich durften auch Obst, Trockenfrüchte und süße Kuchen nicht fehlen. Karo und Nvard haben auch zwei kleine Söhne. Hovsep, der ältere der beiden, spielte uns ein paar Lieder auf dem Klavier vor und zusammen versuchten wir noch ein armenisches Wissensspiel zu spielen. Es ging darum, Karten mit Geographiebegriffen zu sammeln. Für uns war es vor allem eine gute Lese- und Ausspracheübung - verstanden haben wir nicht so viel bei all den Fachbegriffen. Am Ende durften wir das Haus natürlich nicht ohne eine kleine Tanzeinlage verlassen!

Buffet bei meiner Arbeitskollegin Nelly.
Aber das war nicht das letzte armenische Essen für diese Woche! Diesen Samstag war ich mit drei Mitfreiwilligen bei meiner Kollegin Nelly eingeladen. Sie hat mir am Anfang beim Organisieren der Sprachkurse geholfen und ich treffe sie immer, wenn ich meinen Unterricht in der Klinik gebe (ein Update zu meinem Projekt und meinen Aufgaben gibt es bald 😉). Wir haben uns schon am Anfang echt gut verstanden und da sie nur zwei Straßen weiter wohnt, war es ja klar, dass ich sie besuchen muss - das ist sowieso eine Tradition in der armenischen Weihnachtwoche! Man geht von Haus zu Haus und wird von Familie und Freunden bekocht. Überall gibt es allerdings ähnliche Speißen: Dolma, Blini, Wurst und Käse, aber auch Krautwickel gefühlt mit Bohnen & Co. (auf dem Bild rechts unten - und vegetarisch!). Außerdem sieht man sauer eingelegtes Gemüse und natürlich Obst. Später kamen dann auch noch Trockenfrüchte dazu!
Der Abend war wirklich richtig schön und es war gefühlt die halbe Verwandtschaft da! Nellys Tochter, die 20 Jahre alt ist, und ihre beste Freundin, die wirklich gut Englisch kann, da sie die Sprache studiert, Nellys 3-jähriger Sohn, später auch ihr Mann, ihre Schwester und deren Mann, sowie deren Tochter. Erstaunlicherweise konnten fast alle Englisch, sogar die 12-jährige Cousine, und so konnten wir richtige Unterhaltungen führen! Bei Karo und ... war das zum Teil etwas schwer, aber es war auf eine andere Weise lustig und wir konnten ja auch ein bisschen Armenisch üben!

Gestern war dann eigentlich geplant, mal das Wohnheimzimmer aufzuräumen, ein bisschen Armenisch üben, bevor der Unterricht wieder losgeht, usw. Aber dann kam alles etwas anders... Elisa, meine Zimmmermitbewohnerin, war über Weihnachten in Wien und hat von einer armenischen Familienfreundin Geschenke für ihre Verwandten in Jerewan bekommen. Die Großmutter und ihr Sohn wollten am Sonntag vorbeikommen und die Geschenke abholen. Wir haben uns an der Universität getroffen, die direkt neben dem Wohnheim liegt und haben dann noch ein bisschen auf Armenisch geredet - zumindest hat es gereicht, um zu erklären, dass wir hier als Freiwillige arbeiten und neben der Universität leben. Eigentlich hatten wir geplant, die Geschenke zu übergeben und wieder heimzugehen, doch dann meinten die beiden, wir sollen doch mit zum Kaffeetrinken kommen - also fuhren wir spontan mit zu dieser armenischen Familie. Es war ein wirklich schöner Tag! Im Haus angekommen wurde uns direkt wieder Obst und Kuchen vorgesetzt. Dann riefen wir erstmal die Verwandte in Wien per Skype an, damit sie etwas übersetzen konnte. Nach und nach trudelte die ganze Familie ein und die Bald-Schwiegertochter konnte sogar Englisch, was die Kommunikation einfacher machte (aber auch davor haben wir uns ganz gut geschlagen!). Die zwei Kinder waren auch ganz begeistert von uns und schließlich wurden wir sogar zur Hochzeit des Sohnes und der Bald-Schwiegertochter eingeladen... Es ist wirklich unglaublich wie herzlich und gastfreundlich armenische Familien sind! Ein bisschen ist es aber auch unangenehm, wenn sie so viel Essen vorbereiten und immer wieder etwas Neues auftischen. Am Ende haben wir noch Nummern mit der Tochter ausgetauscht und Tatik (armenisch für Oma) meinte zu uns, immer wenn wir vorbeikommen wollen, sollen wir einfach anrufen und dann kochen sie wieder für uns! 😅

Heute war der letzte freie Tag und morgen geht es dann wieder auf die Arbeit, nach über zwei Wochen Pause. Allerdings nur für eine Woche! Dann ist erstmal das Zwischenseminar, wo auch die anderen deutschen Freiwilligen von ijgd nach Jerewan gereist kommen. Danach ist eine Reise nach Tbilisi, die Hauptstadt Georgiens, eingeplant.

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!

Lena

Donnerstag, 3. Januar 2019

4 Monate in Jerewan!

Hallo zusammen!

Erstmal nachträglich Frohe Weihnachten und ein Frohes Neues Jahr (wobei das armenische Weihnachten noch ansteht).

Da ich es nicht geschafft habe, zum 3-Monatigen etwas zu schreiben, wollte ich mich wenigstens zum 4-Monatigen melden! Irgendwie hat meine Schreibpause damit begonnen, dass wir Anfang Oktober in Garni und Geghard waren und ich es ewig aufgeschoben habe, darüber zu schreiben. Über die nächsten Ereignisse wollte ich natürlich auch erst berichten, wenn ich den Beitrag zu Garni und Geghard fertig hatte, damit alles in der zeitlichen Reihenfolge bleibt. Naja, und dann habe ich immer wieder Ausreden gefunden, war zu müde oder habe meine Wochenenden anders verbracht.
Jetzt will ich aber wieder regelmäßiger für den Blog schreiben und noch nachträglich über die letzten drei Monate berichten. Am 6. Januar will ich erstmal etwas über Weihnachten und Silvester in Armenien schreiben, passend zum armenischen Weihnachtsfeiertag. Nach und nach werde ich dann das Wichtigste nachholen 😁

Gerade sitze ich im Zug nach Gyumri, das ist die zweitgrößte Stadt Armeniens. Bis zum 7. Januar haben wir noch frei, so wie alle Armenier, und nutzen die Zeit zum Reisen und Ausruhen.

Euch allen wünsche ich einen guten Start ins Neue Jahr!

Lena