Ein halbes Jahr ist vorbei
und ich hätte keinen besseren Anlass finden können, um all die
Blogeinträge aufzuholen, die ich in den letzten 6 Monaten hätte
schreiben können... Viel Spaß beim Lesen!
Noch im September bin ich
Dank meiner armenischen Freundin an kostenlose Karten für ein
Konzert in der Oper gekommen, da eine Freundin ihrer Familie dort
arbeitet. Die richtige Opernhalle habe ich leider immer noch nicht
gesehen, aber immerhin schon die Konzerthalle im gleichen Gebäude.
Ich glaube, es war das erste Konzert mit klassischer Musik, auf dem
ich je war, und es war wirklich interessant!
Am 21. September, also
nicht mal 3 Wochen nach unserer Ankunft wurde schon der
Unabhängigkeitstag gefeiert (2018 der 27.), der der Nationalfeiertag
Armeniens ist. Schon Tage vorher wurden gefühlte tausend Banner
aufgehängt, entweder mit einer großen 27 oder dem Spruch
("Դու անկախ ես.", gesprochen: „Du ankach es.“ - „Du bist frei.“) Auf dem
Republikplatz waren viele Stände mit Essen und traditionellen
armenischen Waren und Souvenirs aufgebaut. In der Innenstadt waren
verschiedene Bühnen aufgebaut, auf denen den ganzen Tag lang Bands
und Tanzgruppen auftraten. Am Abend gab es natürlich noch ein
Feuerwerk, das wir von den Kaskaden aus anschauten!
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Der Brunnen am Platz der Republik mit den armenischen Farben. |
Nach dem Ausflug zum
Sevansee im September war das, glaube ich, das erste Mal, dass ich
wieder aus Jerewan herauskam. Garni ist ein Tempel, der noch aus der
vorchristlichen Zeit stammt, und ca. 45 Minuten Busfahrt von Jerewan
entfernt ist. Auf den Bildern sah er sehr viel größer aus, als er
tatsächlich ist, das hat mich am meisten überrascht. Aber allein
für die Aussicht lohnt sich ein Besuch schon.
Dann machten wir uns durch ein Tal auf den Weg nach Geghard, ein Kloster, das nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Allerdings haben wir den Wanderweg irgendwann „etwas“ aus den Augen verloren bzw. bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt einen durchgehenden gibt. Naja, nach einer mühsamen Wanderung über Stock und Stein (und Fluss und Schlamm, in die ich mehrmals reingetreten bin), haben wir uns schließlich entschieden querfeldein zurück zum Highway zu laufen und tatsächlich haben wir es noch nach Geghard geschafft. Am Ende haben wir noch in einem Restaurant in der Nähe gegessen, was eigentlich eine der lustigsten Erfahrungen an diesem Tag war. Damals hatten wir alle noch kaum Armenischkenntnisse, der Kellner konnte aber auch kaum Englisch. Zum Schluss haben manche dann auch zu Zeichensprache gegriffen, um an eine Decke zu kommen (Anfang Oktober wurde es abends schon ziemlich kühl). Da das Restaurant praktisch mitten im nirgendwo lag, haben uns die Mitarbeiter noch ein Taxi gerufen und wir kamen heil wieder im Wohnheim an. Dieser Ausflug ist immer noch eine meiner Lieblingserinnerungen aus diesem Freiwilligendienst :)
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Geghard mit den Felsen im Hintergrund. |
Und schon das nächste
Stadtfest! Nach dem der 27. Unabhängigkeitstag ein eher
unspektakuläres Ereignis ist, waren wir wenigstens passend zu einem
runden Stadtjubiläum da. Schon im September haben wir Werbung für
dieses Fest gesehen, aber der Stadtregierung ist dann wohl
kurzfristig eingefallen, dass es vielleicht ein bisschen zu viel des
Guten ist, das Stadtjubiläum eine Woche nach dem Unabhängigkeitstag
zu feiern. So wurde „Yerevan 2800“ kurzfristig auf Ende Oktober
verlegt. Naja, es war jedenfalls ein interessanter Tag! Wir sind zum
ersten Mal nach Erebuni gekommen, der Altstadt Jerewans. Die darf man
sich aber keinesfalls wie eine europäische Altstadt vorstellen.
Übrig ist eigentlich nur ein großer Hügel mit den Ruinen einer
Burg. Man hat aber einen super Ausblick auf den Rest der Stadt! In
das zugehörige Museum sind wir an diesem Tag nicht gegangen – das
sollte ich mal nachholen. Abends war dann das große Finale am Platz
der Republik mit Konzerten und einer Vorführung über die Geschichte
der Stadt (auf der Leinwand zu sehen).
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Der Ausblick von Erebuni aus. |
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Die Ruinen in Erebuni. |
Irgendwann im Oktober war
ich dann auch mit zwei Mitbewohnern campen – am Parz Lich. Das ist
ein See in der Nähe von Dilidschan. Die Stadt, die ca. 1 ½ Stunden
von Jerewan entfernt und für ihre Wälder bekannt ist. Morgens an
einem nebeligen See aufzuwachen hatte schon was 😀
An einem Samstagnachmittag
kamen wir dann vom Campen zurück und ich erfuhr, dass die Jungs aus
dem Wohnheim sich das Fußballspiel Armenien – Gibraltar anschauen
wollten. Was soll man sonst mit einem halben Tag anfangen, an dem man
übermüdet vom Campen zurückkommt? Also bin ich kurzerhand
mitgegangen. Armenien hat damals leider verloren, obwohl Gibraltar
wortwörtlich nur eine handvoll Unterstützer hatte. Eine sehr
lustige Erfahrung... 😀
Die Mutter Armenien, im
Siegespark, wo der Sieg im zweiten Weltkrieg und dessen Soldaten
gefeiert werden – inklusive kleiner Panzerausstellung und
Sowjet-Freizeitpark für Kinder (das Riesenrad sind wir trotzdem
gefahren).
November war für mich der
Monat der kostenlosen Filme. Im Moscow Cinema wurden 1 ½ Wochen lang
kostenlos europäische Filme gezeigt im Rahmen eines Filmfestivals.
Generell habe ich in meinem Leben noch nicht so viele kostenlose bzw.
günstige Filme gesehen. Im TUMO Center wird jeden Freitag ein
kostenloser Film gezeigt. Das ist ein Lernzentrum für armenische
Jugendliche und Kinder, das von einer Diaspora-Familie aus Amerika
gesponsert wird. Auch von der deutschen Botschaft, dem Goethe-Zentrum
und einem Café, das viele Reisende besuchen, werden solche
Filmabende angeboten. Jetzt im Winter, wo es keine kostenlosen
OpenAir-Konzerte mehr gibt, ist das eine super Abwechslung und es
werden z.T. wirklich neue Filme gezeigt!
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Mit meiner Zimmermitbewohnerin Elisa :) |
Hier ein kleiner Sprung,
denn über Weihnachten habe ich ja berichtet. An meinem Geburtstag
Ende Dezember war ich mit meiner Zimmermitbewohnerin in Khor Virap,
eines der bekanntesten Klöster und ein beliebtes Postkartenmotiv, da
direkt im Hintergrund der Ararat liegt. Die armenisch-türkische
Grenze kann man vom Kloster aus auch super beobachten!
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Der Ararat ist auf dem Bild leider nicht zu sehen und liegt rechts vom Bild. An dem Tag war es aber sowieso sehr wolkig. |
Während den
Neujahrsfeiertagen (vom 1.-7. Januar muss niemand arbeiten!) waren
wir in Gyumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens. Auch diese Stadt
will ich im Sommer unbedingt nochmal besuchen, da während den
Feiertagen alle Museen geschlossen waren und die Stadt einfach etwas
ausgestorben gewirkt hat. Auch haben wir während der 2 Tage dort
dreimal im gleichen Restaurant gegessen, da alles andere zu hatte.
Was im Sommer natürlich nicht geht, ist die tolle Schneewanderung,
deshalb hat sich der Besuch trotzdem gelohnt! :)
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Eine Kirche in Gyumri, die während dem Erdbeben 1988 zerstört wurde und immer noch im Wiederaufbau ist. |
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Ein Denkmal für die Opfer und Helfer des Erdbebens. |
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Das ist also die zweitgrößte Stadt Armeniens... ganz schön beschaulich. |
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Das Kloster, das wir am Ende der Schneewanderung erreichten. |
Im Januar hatten wir dann
unser Zwischenseminar. Die anderen ijgd-Freiwilligen, die ihren
Dienst in anderen osteuropäischen Ländern machen, kamen alle nach
Jerewan und zusammen mit den ijgd-Mitarbeitern hatten wir eine
produktive Woche, die wir zum Reflektieren und Austauschen genutzt
haben. Im Anschluss sind wir mit einer Gruppe von Freiwilligen nach
Tbilisi gefahren, die Hauptstadt Georgiens. Dazu will ich auf jeden
Fall noch einen eigenen Post schreiben, von daher hier nur eine
Übersicht der Stadt:
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Tbilisi. In der Mitte sieht man die Peace Bridge und diese merkwürdigen Röhren... ich glaube in einer befindet sich eine Konzerthalle? |
Und zu guter Letzt das
„Buchstabenland“! Das ist eine Art Monument für das armenische
Alphabet und Mesrop Mashtots, dessen Erfinder. Es liegt ganz
unspektakulär an einem Highway, aber angeblich war es der letzte
Ort, an dem sich Mashtots aufhielt. Wir haben einen schönen
Schneetag erwischt und haben uns alle Zeit der Welt gelassen, um mit
jedem einzelnen Buchstaben unseres Namens ein Bild zu machen. Hier
das Ergebnis:
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😀 |
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-Kh-, ähnlich wie "ch" |
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Ich und Mesrop 😀 |
Tja, und jetzt? Fragt ihr
euch, ob ich während diesen 6 Monaten überhaupt mal gearbeitet
habe? Dazu will ich bald auch mehr schreiben. Mit diesem Post wollte
ich einfach die vielen schönen Erinnerungen nochmal hervorheben.
Nicht zu vergessen sind natürlich die vielen schönen Tage und
Abende mit meinen Mitfreiwilligen im Wohnheim, bei meiner armenischen
Freundin Nora, deren Familie ich besuchen durfte und meinen lustigen
Unterrichtsstunden auf der Arbeit, vor allem mit meinen beiden
Deutschschülerinnen! :)
Bis bald, Lena.
(P.S.: Klickt die Bilder an für eine größere Ansicht!)