Donnerstag, 25. Juli 2019

Workcamp im SOS-Kinderdorf Ijevan

Barev dzes!

Endlich komme ich mal dazu, über das Workcamp zu berichten, das ich im letzten Beitrag schon angekündigt hatte. Vom 12.6.-25.6. verbrachten wir zwei Wochen im SOS-Kinderdorf in Ijevan, eine Stadt im Nordosten Armeniens. Wir, das waren fünf deutsche weltwärts-Freiwillige und drei armenische Freiwillige, die wir zum Teil auch schon kannten. Gemeinsam spielten und bastelten wir mit den Kindern und versuchten unsere große Aufgabe in die Tat umzusetzen: am Ende des zweiwöchigen Camps ein Theaterstück aufzuführen.

Das war gar nicht so einfach, da wir im Voraus noch nicht allzu viel geplant hatten. Wir wussten ja auch nicht genau, wieviele Kinder wirklich da sein würden – insgesamt leben im Dorf 70 Kinder und Jugendliche – und welche Materialien wir haben würden. Schließlich legten wir uns auf “Dornröschen” fest und bauten einige Lieder und Tanzeinlagen ein – mit einigen Kindern übten wir sogar das deutsche Lied zu dem Märchen! Dann mussten wir sie erstmal überzeugen mitzuspielen. Nachdem bis zuletzt immer wieder Schauspieler abgesprungen waren oder ihre Rolle gewechselt hatten, kam das Theaterstück dann tatsächlich zustande! Vor allem Lilit, eine der armenischen Freiwilligen und Camp-Leaderin, steckte viel Arbeit in die Proben, da sie am besten Anweisungen geben konnte und die Kinder auch unter Kontrolle hatte. Wir unterhielten uns zwar alle erstaunlich gut auf Armenisch mit den Kindern, aber die Sprachbarriere machte die Mithilfe bei den Proben doch zu einem Problem. Dafür kümmerten wir uns um die Deko und bastelten unter der Leitung von Hannah Feenflügel, Hörner und Zauberstäbe 😉

Wenn wir nicht gerade mit dem Theaterstück beschäftigt waren, organisierten wir kleine Englischstunden oder flochten Armbänder. Spiele wie Fußball und Badminton kamen auch nicht zu kurz – irgendwann kam man sich dabei aber selbst wie der Spielball vor, wenn einzelne Kinder einen über das Gelände zerrten und versuchten, uns für sich allein zu beanspruchen. In solchen und ähnlichen Situationen haben wir uns schon gefragt, ob wir nicht doch zu unqualifiziert für diese Arbeit sind und manchmal mehr Abstand von den Kindern halten sollten. Viele Kinder, die im Dorf leben, haben eine schwierige Vergangenheit hinter sich oder machen immer noch eine schwere Zeit durch. Sie kamen in das Dorf, weil ihre Familien sich nicht um sie kümmern können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Nicht umsonst gibt es Psychologen vor Ort, die die einzelnen “SOS-Familien” betreuen. Die bestehen aus bis zu 7 Kindern und entweder einer SOS-Mutter und einer SOS-Tante oder einer SOS-Mutter und ihrem realen Ehemann, der jedoch außerhalb des SOS-Kinderdorfs arbeitet und sich nicht hauptsächlich um die Kinder kümmert. Ich war zwar sehr beeindruckt von dem guten Zustand des ganzen Dorfes und es ist sicher eine gute Gelegenheit für viele der Kinder, aber wenn man mit so vielen Geschwistern zusammenlebt, kann ich mir vorstellen, dass einem manchmal eine Bezugsperson fehlt. Aber die können wir natürlich auf keinen Fall ersetzen, wenn wir nur zwei Wochen dort sind. Das alles hat uns schon manchmal nachdenklich gestimmt.

Ich persönlich bin trotzdem froh, bei dem Workcamp mitgemacht zu haben. Vor allem war es eine große Abwechslung zu meinem Arbeitsalltag im Krankenhaus. Die Arbeit mit den Kindern hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht – andererseits war es auch super anstrengend. Nicht nur weil es mit so vielen Kindern natürlich ziemlich laut ist, sondern weil das ständige Armenischreden auch fordernd war. Das war aber auch eine gute Übung! 😃

Am Ende noch ein paar Bilder:



Eure Lena

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