Barev dzes!
Endlich komme ich mal dazu, über das Workcamp zu berichten,
das ich im letzten Beitrag schon angekündigt hatte. Vom 12.6.-25.6. verbrachten
wir zwei Wochen im SOS-Kinderdorf in Ijevan, eine Stadt im Nordosten Armeniens.
Wir, das waren fünf deutsche weltwärts-Freiwillige und drei armenische
Freiwillige, die wir zum Teil auch schon kannten. Gemeinsam spielten und
bastelten wir mit den Kindern und versuchten unsere große Aufgabe in die Tat
umzusetzen: am Ende des zweiwöchigen Camps ein Theaterstück aufzuführen.
Das war gar nicht so einfach, da wir im Voraus noch nicht
allzu viel geplant hatten. Wir wussten ja auch nicht genau, wieviele Kinder
wirklich da sein würden – insgesamt leben im Dorf 70 Kinder und Jugendliche –
und welche Materialien wir haben würden. Schließlich legten wir uns auf “Dornröschen”
fest und bauten einige Lieder und Tanzeinlagen ein – mit einigen Kindern übten
wir sogar das deutsche Lied zu dem Märchen! Dann mussten wir sie erstmal
überzeugen mitzuspielen. Nachdem bis zuletzt immer wieder Schauspieler
abgesprungen waren oder ihre Rolle gewechselt hatten, kam das Theaterstück dann
tatsächlich zustande! Vor allem Lilit, eine der armenischen Freiwilligen und
Camp-Leaderin, steckte viel Arbeit in die Proben, da sie am besten Anweisungen
geben konnte und die Kinder auch unter Kontrolle hatte. Wir unterhielten uns
zwar alle erstaunlich gut auf Armenisch mit den Kindern, aber die
Sprachbarriere machte die Mithilfe bei den Proben doch zu einem Problem. Dafür
kümmerten wir uns um die Deko und bastelten unter der Leitung von Hannah
Feenflügel, Hörner und Zauberstäbe 😉
Wenn wir nicht gerade mit dem
Theaterstück beschäftigt waren, organisierten wir kleine Englischstunden oder
flochten Armbänder. Spiele wie Fußball und Badminton kamen auch nicht zu kurz –
irgendwann kam man sich dabei aber selbst wie der Spielball vor, wenn einzelne
Kinder einen über das Gelände zerrten und versuchten, uns für sich allein zu
beanspruchen. In solchen und ähnlichen Situationen haben wir uns schon gefragt,
ob wir nicht doch zu unqualifiziert für diese Arbeit sind und manchmal mehr
Abstand von den Kindern halten sollten. Viele Kinder, die im Dorf leben, haben
eine schwierige Vergangenheit hinter sich oder machen immer noch eine schwere
Zeit durch. Sie kamen in das Dorf, weil ihre Familien sich nicht um sie kümmern
können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Nicht umsonst gibt es Psychologen
vor Ort, die die einzelnen “SOS-Familien” betreuen. Die bestehen aus bis zu 7
Kindern und entweder einer SOS-Mutter und einer SOS-Tante oder einer SOS-Mutter
und ihrem realen Ehemann, der jedoch außerhalb des SOS-Kinderdorfs arbeitet und
sich nicht hauptsächlich um die Kinder kümmert. Ich war zwar sehr beeindruckt von
dem guten Zustand des ganzen Dorfes und es ist sicher eine gute Gelegenheit für
viele der Kinder, aber wenn man mit so vielen Geschwistern zusammenlebt, kann
ich mir vorstellen, dass einem manchmal eine Bezugsperson fehlt. Aber die
können wir natürlich auf keinen Fall ersetzen, wenn wir nur zwei Wochen dort
sind. Das alles hat uns schon manchmal nachdenklich gestimmt.
Ich persönlich bin trotzdem froh, bei
dem Workcamp mitgemacht zu haben. Vor allem war es eine große Abwechslung zu
meinem Arbeitsalltag im Krankenhaus. Die Arbeit mit den Kindern hat mir auf
jeden Fall Spaß gemacht – andererseits war es auch super anstrengend. Nicht nur
weil es mit so vielen Kindern natürlich ziemlich laut ist, sondern weil das
ständige Armenischreden auch fordernd war. Das war aber auch eine gute Übung! 😃
Am Ende noch ein paar Bilder:
Eure Lena
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