Dienstag, 11. Juni 2019

Mein Projekt

Hallo!


Jetzt bin ich schon 9 Monate in Armenien und in den wenigen Blogeinträgen, die ich überhaupt geschrieben habe, ging es nie um meine Arbeit. Jetzt wo sich meine Zeit hier dem Ende zuneigt, will ich aber doch mal erzählen, was ich hier mache, wenn ich nicht gerade das Land erkunde. 😉
Ich habe mich ja für das Projekt bei der „Howard Karagyozyan“-NGO angemeldet, die kostenlose medizinische Hilfe für Kinder aus sozial schwachen Familien bereitsellt. Während sich manche meiner Mitfreiwilligen schon mit ehemaligen Freiwilligen austauschen konnten, hatte ich ziemlich wenig Ahnung davon, was ich in Armenien machen würde. Mein Projekt war neu und in der Projektbeschreibung stand, dass ich die NGO vor allem bei Präsentationen, Social Media, usw. unterstützen würde. Aus einem Skype-Interview mit meiner zukünftigen Supervisorin hatte ich außerdem herausgehört, dass ich bei einem Englischunterricht assistieren sollte. 
In der Realität sah das dann so aus: ich glaube, der 6. September war mein erster Arbeitstag. Meine Supervisorin, Anna, und der Fahrer holten mich in der Innenstadt ab und mir wurde erstmal erklärt, was ich denn machen soll. Allerdings verkündete mir Anna auch, dass sie gekündigt hatte und in drei Tagen ihren Arbeitsplatz verlassen würde. Es gab schon eine Nachfolgerin, Irina, die dann meine Supervisorin wurde. Mit ihr organisierte ich besagten Englischunterricht. Wir fuhren zu einem Krankenhaus, dem Arabkir Medical Center, das mit der NGO zusammenarbeitet. Dort sollte ich einen Englischkurs für Kinder organisieren, von denen manche Hörgeräte hätten und die deshalb Patienten der Klinik seien. Zu den besten Zeiten dieses Englischkurses hatte ich immerhin vier Schüler! Der Englischkurs hat mir schon Spaß gemacht, aber vor allem die Kommunikation war am Anfang eine große Herausforderung. Mich hat es auch etwas überfordert, dass ich nicht assistieren musste, sondern meinen eigenen Unterricht organisieren sollte. Die einzelnen Stunden liefen zwar meistens gut, aber ich hatte das Gefühl, dass es insgesamt etwas zusammenhangslos war, da es ja keinen Lehrplan o.ä. gab, an den ich mich hätte halten können.
Eine meiner ersten Unterrichtsstunden mit den Kindern
Nachdem es noch verschiedene kleinere Kurse gab, unter anderem mit einem 3-jährigen Mädchen, dem ich auch Englisch beibringen sollte, bin ich froh, dass mittlerweile nur noch meine zwei Deutschkurse übrig geblieben sind (die Kinder sind jetzt seit zwei Wochen in den Sommerferien). Ich unterrichte einen Arzt des Krankenhauses, der ungefähr bei Level A2/B1 ist, und separat zwei Ärztinnen, die schon wirklich gut Deutsch sprechen. Das hat mich sehr beeindruckt! Wir lesen Texte oder hören sie und sprechen darüber oder machen einfach Grammatikübungen. Mit den beiden Ärztinnen, Ani und Varsine, übe ich aber vor allem das Sprechen und wir reden auch einfach über unseren Alltag, da wir uns trotz Altersunterschied mittlerweile sehr gut verstehen 😃
Jetzt gebe ich also nur noch 4 Stunden Deutschunterricht pro Woche, aber auch sonst hat sich in den letzten zwei Monaten noch ein bisschen was geändert. Früher war ich die meiste Zeit im Büro der „Howard Karagyozyan“-NGO und bin an manchen Tagen mittags ins Krankenhaus gefahren, um den Unterricht zu geben. Am Anfang hatte ich im Büro auch noch ein paar Aufgaben. Manchmal war das, eine Excel-Tabelle zu erstellen, aber einmal durfte ich auch ein paar Flyer designen. Schon im Winter haben die Aufgaben aber immer mehr abgenommen und außer meinen Unterricht vorzubereiten konnte ich nichts mehr machen. Das hat mich wirklich sehr frustriert. Außerdem bekam ich im März wieder eine neue Supervisorin, da Irina auch gekündigt hatte. Hinzu kamen weitere Probleme, z.B. dass es keinen Computer bzw. Raum mehr gab, in dem ich arbeiten konnte.

Im Dezember durfte ich helfen, den Weihnachtsbaum im Büro aufzubauen.
Schließlich ging sogar HUJ auf mich zu und hat das Problem gelöst. HUJ ist die armenische Freiwilligenorganisation, die alle Freiwilligenprojekte koordiniert. Sie haben mich gefragt, ob ich noch zufrieden bin, da sie wohl von meinem Projekt schon gehört hatten, dass es gerade nicht mehr so gut läuft. Ich habe erzählt, dass ich praktisch nichts mehr zu tun habe, und HUJ organisierte ein Treffen mit dem Direktor des Krankenhauses, wo ich den Unterricht gebe. Seit etwas mehr als einem Monat arbeite ich jetzt in der Verwaltung des Krankenhauses und fühle mich hier auch viel wohler als bei „Howard Karagyozyan“!
Neben simplen Aufgaben durfte ich hier zum Beispiel eine Aktion für den Kindertag am 1. Juni dokumentieren – bedeutet, ich bin 3 Stunden mit einer Kamera durch die Hitze gerannt und habe versucht, an den Mengen von Eltern und Kindern vorbei möglichst gute Bilder von den Zauber- und Clownshows zu machen. War aber sehr lustig! 😁

Hier ein paar Eindrücke vom Kindertag im Krankenhaus:

Der Zauberer hatte exotische Tiere dabei...


Meiner Meinung nach die beste Show des Tages 😃 
Die Atmosphäre hier ist auch einfach viel herzlicher und ein bisschen Armenisch kann ich mit meinen neuen Kolleginnen auch sprechen. Leider reichen meine Sprachkenntnisse noch nicht, um Artikel auf der Klinik-Website ins Englische zu übersetzen, aber für Excel-Tabellen und Poster bekleben reicht es immer 😃
Ich bin einfach sehr froh, dass sich in meinem Projekt doch noch so viel getan hat und auch wenn mir jetzt nicht mehr viele Monate bleiben, um die Arbeit im Krankenhaus „zu genießen“, bin ich sehr glücklich. Außerdem kann ich jetzt jeden Tag zu Fuß zur Arbeit gehen – auch wenn das vielleicht bald keine so gute Idee mehr ist: täglich mindestens 30 Grad und wir haben erst Anfang Juni…

Isa hilft beim Batiken!

Ergebnisse vom Kinderschminken
Mit diesen Bildern aus dem Rehabilitation Center verabschiede ich mich erstmal. Letzten Freitag haben wir unsere Mitfreiwilligen Isa und Rike dort in ihrem Projekt bei einer Aktion für den Kindertag unterstützt: Batiken und Kinderschminken! Es war schön, auch mal einen Einblick in ein anderes Projekt zu bekommen. Morgen beginnt außerdem ein zweiwöchiges Workcamp im SOS-Kinderdorf Ijevan, an dem wir teilnehmen werden… Ich werde berichten! 😃
Eure Lena

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