Jetzt bin ich schon 9 Monate in Armenien und in den
wenigen Blogeinträgen, die ich überhaupt geschrieben habe, ging es nie um meine Arbeit.
Jetzt wo sich meine Zeit hier dem Ende zuneigt, will ich aber doch mal
erzählen, was ich hier mache, wenn ich nicht gerade das Land erkunde. 😉
Ich
habe mich ja für das Projekt bei der „Howard Karagyozyan“-NGO angemeldet, die
kostenlose medizinische Hilfe für Kinder aus sozial schwachen Familien
bereitsellt. Während sich manche meiner Mitfreiwilligen schon mit ehemaligen
Freiwilligen austauschen konnten, hatte ich ziemlich wenig Ahnung davon, was
ich in Armenien machen würde. Mein Projekt war neu und in der
Projektbeschreibung stand, dass ich die NGO vor allem bei Präsentationen,
Social Media, usw. unterstützen würde. Aus einem Skype-Interview mit meiner
zukünftigen Supervisorin hatte ich außerdem herausgehört, dass ich bei einem
Englischunterricht assistieren sollte.
In
der Realität sah das dann so aus: ich glaube, der 6. September war mein erster
Arbeitstag. Meine Supervisorin, Anna, und der Fahrer holten mich in der
Innenstadt ab und mir wurde erstmal erklärt, was ich denn machen soll.
Allerdings verkündete mir Anna auch, dass sie gekündigt hatte und in drei Tagen
ihren Arbeitsplatz verlassen würde. Es gab schon eine Nachfolgerin, Irina, die
dann meine Supervisorin wurde. Mit ihr organisierte ich besagten
Englischunterricht. Wir fuhren zu einem Krankenhaus, dem Arabkir Medical
Center, das mit der NGO zusammenarbeitet. Dort sollte ich einen Englischkurs
für Kinder organisieren, von denen manche Hörgeräte hätten und die deshalb
Patienten der Klinik seien. Zu den besten Zeiten dieses Englischkurses hatte
ich immerhin vier Schüler! Der Englischkurs hat mir schon Spaß gemacht, aber
vor allem die Kommunikation war am Anfang eine große Herausforderung. Mich hat
es auch etwas überfordert, dass ich nicht assistieren musste, sondern meinen
eigenen Unterricht organisieren sollte. Die einzelnen Stunden liefen zwar
meistens gut, aber ich hatte das Gefühl, dass es insgesamt etwas
zusammenhangslos war, da es ja keinen Lehrplan o.ä. gab, an den ich mich hätte
halten können.
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Eine meiner ersten Unterrichtsstunden mit den Kindern |
Nachdem
es noch verschiedene kleinere Kurse gab, unter anderem mit einem 3-jährigen
Mädchen, dem ich auch Englisch beibringen sollte, bin ich froh, dass
mittlerweile nur noch meine zwei Deutschkurse übrig geblieben sind (die Kinder
sind jetzt seit zwei Wochen in den Sommerferien). Ich unterrichte einen Arzt des
Krankenhauses, der ungefähr bei Level A2/B1 ist, und separat zwei Ärztinnen,
die schon wirklich gut Deutsch sprechen. Das hat mich sehr beeindruckt! Wir
lesen Texte oder hören sie und sprechen darüber oder machen einfach
Grammatikübungen. Mit den beiden Ärztinnen, Ani und Varsine, übe ich aber vor
allem das Sprechen und wir reden auch einfach über unseren Alltag, da wir uns
trotz Altersunterschied mittlerweile sehr gut verstehen 😃
Jetzt
gebe ich also nur noch 4 Stunden Deutschunterricht pro Woche, aber auch sonst
hat sich in den letzten zwei Monaten noch ein bisschen was geändert. Früher war
ich die meiste Zeit im Büro der „Howard Karagyozyan“-NGO und bin an manchen
Tagen mittags ins Krankenhaus gefahren, um den Unterricht zu geben. Am Anfang
hatte ich im Büro auch noch ein paar Aufgaben. Manchmal war das, eine
Excel-Tabelle zu erstellen, aber einmal durfte ich auch ein paar Flyer
designen. Schon im Winter haben die Aufgaben aber immer mehr abgenommen und
außer meinen Unterricht vorzubereiten konnte ich nichts mehr machen. Das hat
mich wirklich sehr frustriert. Außerdem bekam ich im März wieder eine neue
Supervisorin, da Irina auch gekündigt hatte. Hinzu kamen weitere Probleme, z.B.
dass es keinen Computer bzw. Raum mehr gab, in dem ich arbeiten konnte.![]() |
Im Dezember durfte ich helfen, den Weihnachtsbaum im Büro aufzubauen. |
Schließlich
ging sogar HUJ auf mich zu und hat das Problem gelöst. HUJ ist die armenische
Freiwilligenorganisation, die alle Freiwilligenprojekte koordiniert. Sie haben
mich gefragt, ob ich noch zufrieden bin, da sie wohl von meinem Projekt schon
gehört hatten, dass es gerade nicht mehr so gut läuft. Ich habe erzählt, dass
ich praktisch nichts mehr zu tun habe, und HUJ organisierte ein Treffen mit dem
Direktor des Krankenhauses, wo ich den Unterricht gebe. Seit etwas mehr als
einem Monat arbeite ich jetzt in der Verwaltung des Krankenhauses und fühle
mich hier auch viel wohler als bei „Howard Karagyozyan“!
Neben
simplen Aufgaben durfte ich hier zum Beispiel eine Aktion für den Kindertag am
1. Juni dokumentieren – bedeutet, ich bin 3 Stunden mit einer Kamera durch die
Hitze gerannt und habe versucht, an den Mengen von Eltern und Kindern vorbei
möglichst gute Bilder von den Zauber- und Clownshows zu machen. War aber sehr
lustig! 😁
Hier ein paar Eindrücke vom Kindertag im Krankenhaus:
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Der Zauberer hatte exotische Tiere dabei... |
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Meiner Meinung nach die beste Show des Tages 😃 |
Die
Atmosphäre hier ist auch einfach viel herzlicher und ein bisschen Armenisch
kann ich mit meinen neuen Kolleginnen auch sprechen. Leider reichen meine
Sprachkenntnisse noch nicht, um Artikel auf der Klinik-Website ins Englische zu
übersetzen, aber für Excel-Tabellen und Poster bekleben reicht es immer 😃
Ich
bin einfach sehr froh, dass sich in meinem Projekt doch noch so viel getan hat
und auch wenn mir jetzt nicht mehr viele Monate bleiben, um die Arbeit im
Krankenhaus „zu genießen“, bin ich sehr glücklich. Außerdem kann ich jetzt
jeden Tag zu Fuß zur Arbeit gehen – auch wenn das vielleicht bald keine so gute
Idee mehr ist: täglich mindestens 30 Grad und wir haben erst Anfang Juni…![]() |
Isa hilft beim Batiken! |
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Ergebnisse vom Kinderschminken |
Mit
diesen Bildern aus dem Rehabilitation Center verabschiede ich mich erstmal.
Letzten Freitag haben wir unsere Mitfreiwilligen Isa und Rike dort in ihrem
Projekt bei einer Aktion für den Kindertag unterstützt: Batiken und
Kinderschminken! Es war schön, auch mal einen Einblick in ein anderes Projekt
zu bekommen. Morgen beginnt außerdem ein zweiwöchiges Workcamp im
SOS-Kinderdorf Ijevan, an dem wir teilnehmen werden… Ich werde berichten! 😃
Eure Lena
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